Artist Statement
Ich schütze mich vor dem Alleinsein in diesem Dorf, mit vier Bauernhöfen, einem Gasthaus und der kleinen Kirche auf dem Hügel vor der Ortsausfahrt. Mein Zuhause ist das bäuerliche Nebengebäude, im Winter ohne Fließendwasser, weil die Wasserleitung zufriert.
So verliere und finde ich mich in der Zeichnung. Ich zeichne das Innere der Menschen, verbinde mich mit den entstehenden Geschichten und streiche mich mit dem Graphitstift in eine andere Welt. Die Zeit verliert an Bedeutung, sie verfliegt, geht nach Draußen, während ich im Inneren bleibe. Zeitverloren. Die Ambivalenz zwischen Zufriedenheit und dem Gefühl nicht zu genügen wird mir zur Lehrerin.
Der Schritt vom Bleistift zur Farbe verlangt Mut. Es dauert lange bis Pinsel und Farbe - genauso wie der Graphitstift - Teile von mir sind. Die Farbe aus der Tube wird mir bald zu eingeschränkt, zu abgeschlossen und so mische ich die Farben für beinahe jeden Pinselstrich neu. Diese Farben geben meinen Werken leise und beinahe unbemerkt Halt. Die reine Farbe aus der Tube, die Königin der Töne, nimmt darin klein und dennoch selbstbewusst ihren Platz auf der Leinwand ein.
Es braucht viele Jahre, bis ich meine Werke anderen überlasse. Von den guten kann ich mich nicht trennen, von den vermeintlich schlechten will ich mich nicht trennen. Es käme mir vor wie Betrug. Und es nähme mir die Möglichkeit nachzubessern. Irgendwann, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Lange schon habe ich dieses kleine Dorf hinter mir gelassen. Das Nebengebäude gibt es nicht mehr, das Atelier in der Stadt ersetzt das Zimmer im Dorf. Das Bedürfnis mit Pinsel und Farbe eine eigene Welt zu schaffen ist geblieben. Es drängt mich mit unsichtbarer Hand in das Atelier. Da werde ich wieder zeitlos. Und in diesem Zeitfenster gibt es vieles zu Erzählen. Von den Menschen mit ihren unendlich vielen Geschichten. Jeder Pinselstrich hat seine Geschichte.